Jahrgangsberichte
Jährlich erleben wir einen neuen Herbst, der jeden Weinjahrgang charakterlich prägt. Doch das ganze Jahr, die ganze Vegetationsperiode ist entscheidend für einen guten Wein. So schreibt Hansjörg Rebholz jährlich einen entsprechenden Jahrgangsbericht, in dem er die wichtigsten und somit prägendsten Eigenschaften eines Jahrgangs zusammenfasst und aufzeigt, wie sich diese auf den Weinjahrgang stets ganz individuell auswirken.
In unserer Bildergalerie sammeln wir Eindrücke aus jedem Herbst, sowie schöne Momente aus dem Leben und Arbeiten im Weinberg.




Nach einem durchschnittlich feuchten und kühlen Winter, bei dem nur die richtig kalten Winterfröste fehlten, erwachte die Vegetation etwas zögerlich aus dem Winterschlaf. Erst das ungewöhnlich trockene und milde Aprilwetter brachte schnelles Wachstum und ließ unsere Weinberge in Turbo-Geschwindigkeit ergrünen. Von Spätfrösten blieben wir verschont, auch wenn es in manchen Mai-Nächten doch sehr bedrohlich kalt wurde.
Schon die sehr frühe Rebblüte Ende Mai ließ uns ein weiterhin rasches Wachstum und sehr frühe Traubenreife erahnen. Die nicht zu trockenen oder allzu heißen Witterungsbedingungen bestätigten unsere Vermutungen bis im August eine Hitzeperiode noch für manchen Sonnenbrand an Trauben und auf leichten Böden für etwas Trockenstress sorgten, aber nicht vergleichbar mit den heißen Vorjahren.
Am 28. August begannen wir mit der Traubenernte, so früh wie nur 2018. Durch den außergewöhnlich gesunden Traubenzustand ging die Ernte so schnell voran, dass wir immer wieder aussetzen und noch etwas abwarten mussten, um die perfekte Traubenreife zu bekommen. Die extrem heißen Temperaturen Mitte September bewegten uns eine Woche lang sogar zu einem Lesestart in ganz früher Morgenstunde, um die Trauben nicht zu warm ins Kelterhaus zu bringen und unsere Lesehelfer nicht die ganze Zeit der Sonne und Hitze auszusetzen. Etwas Abkühlung für Reben und unser Leseteam brachte ab 21. September Regen, der jedoch ohne jegliche negativen Auswirkungen auf den Gesundheitszustand und die Qualität der Trauben blieb.
Aber die besten Weine entstehen nur in guter Teamarbeit, der beste Weinberg allein ist noch kein Garant für ein Spitzenprodukt. Erst das perfekte Zusammenspiel von akkurater Handarbeit, fundiertem Fachwissen, spontaner Intuition, langjähriger Erfahrung, andauernder Neugier, gesundem Ehrgeiz, schier grenzenloser Ausdauer und ganz viel Geduld macht beste Ergebnisse überhaupt erst möglich. Das durften wir auch in diesem Jahr wieder erleben. Unsere Zwillinge Hans und Valentin hatten dabei die Verantwortung in unserem jungen Team von festen Mitarbeitern, Auszubildenden, und Praktikanten und erfahrenen Lesehelfern übernommen. Eine ganz besondere Herausforderung war die Organisation unter Corona Bedingungen, die wir ohne Komplikationen und Infektionen bestanden haben.
Wir erwarten vom neuen Jahrgang Weine mit einer ganz klaren, sehr ausgeprägten Sorten- und Lagencharakteristik und angenehmer Säure. Obwohl man das Corona-Jahr 2020 statistisch am Ende bestimmt zu den ganz warmen zählen wird, werden unsere Weine trotzdem einen eher kühlen, feinen, eleganten, sehr präzisen Charakter mit zum Teil wieder recht moderaten Alkoholgehalten zeigen.
Weinlese 2020:
Rebfläche im Ertrag: 24,30 ha
Lesebeginn: 28.08.2020
Leseende: 19.10.2020
Kalendertage: 53 Tage (Ø 2003-20: 35,2)
Lesetage: 27 Tage (Ø 2003-20: 23,5)
Lesestunden gesamt: 5190 Stunden (Ø 2003-20: 5330)
Lesestunden pro ha: 214 h/ha (Ø 2003-20: 219,4)
Erntemenge gesamt: 170.000 l
Erntemenge pro ha: 70 hl/ha (Ø 2003-20: 54)
Noch mehr Eindrücke dieser Weinlese gibt es in unserer Bildergalerie: Herbst 2020
Die Reben hatten sich im Frühjahr viel Zeit gelassen bis sie nach der Winterruhe ihr erstes Grün und Mitte Juni die ersten Blüten zeigten. Das sehr warme und trockene Wetter danach bescherte uns eine frühe Reife und damit einen schnelleren Erntebeginn, als alle zunächst erwartet hatten. Die Rekordtemperaturen mit über 40°C im Juli führten an vielen Beeren zu „Sonnenbrand“ in einem Ausmaß, wie wir es bisher nicht gekannt hatten, was je nach Rebsorte und Weinberg zu einem Ertragsverlust von 10 bis 20% und erheblichen Mehraufwand bei der Lese mit sich brachte.
Nach exakt sechs Wochen konnten wir am 17. Oktober die Ernte abschließen. Nicht an jedem Tag wurden Trauben gelesen; nach der Pause zwischen Sektgrundwein- und „normalen Ernte“ mussten wir auch nach Regen immer wieder abwarten. Während anfangs wie in den beiden Vorjahren fast hochsommerliche Bedingungen herrschten, erinnerte die ab dem 23. September kühlfeuchte Wetterlage eher an typisches Aprilwetter mit Regenschauern, viel Wind und sehr unpräzisen Wettervorhersagen. Unsere Trauben trotzten mit ihrem guten Gesundheitszustand und den außergewöhnlich dicken Schalen dem oft widrigen Wetter ebenso erfolgreich wie unsere erfahrenen Lesehelfer. Dennoch waren oft gute Nerven und sehr viel Geduld gefragt, bis alle Trauben in der gewünschten Qualität sicher in unser Kelterhaus gebracht waren.
Die besten Weine entstehen fast immer nur in guter Teamarbeit! Denn der beste Weinberg allein ist noch kein Garant für ein Spitzenprodukt. Erst das perfekte Zusammenspiel von akkurater Handarbeit, fundiertem Fachwissen, spontaner Intuition, langjähriger Erfahrung, andauernder Neugier, gesundem Ehrgeiz, schier grenzenloser Ausdauer und ganz viel Geduld macht beste Ergebnisse überhaupt erst möglich. Das durften wir gerade wieder in den letzten Wochen erleben. Und es bereitete uns in diesem Jahr noch mehr Freude, weil unsere Zwillinge Hans und Valentin zum ersten Mal gemeinsam in unserem jungen Team von festen Mitarbeitern, Auszubildenden und Praktikanten die Verantwortung übernommen hatten. Durch Ausbildung, Praktika und Studium war dies in der Vergangenheit immer höchstens einem der beiden möglich. Die Mitarbeit in verschiedenen Betrieben im In- und Ausland hat bei ihnen für viele Anregungen, Erfahrungen und Neugier gesorgt. Fast alles wird hinterfragt, nicht um es einfach nur neu oder anders zu machen, sondern besser oder noch perfekter.
Die Weine dieses Jahres werden sich vom Charakter wohl zwischen den beiden Vorjahren 2017 und 2018 einordnen: Zwei Jahrgänge, die sich schon in der Jugend durch ihre perfekt reifen Trauben sehr zugänglich zeigen. Aber durch unseren biodynamischen Weinbau, die traditionelle Traubenverarbeitung mit Maischestandzeiten und den schonenden, auf den Faktor Zeit setzenden Weinausbau besitzen sie auch so viel Struktur und Potenzial, dass sie noch ganz lange große Trinkfreude bereiten.
Weinlese 2019:
Lesebeginn: 04.09.2019
Leseende: 16.10.2019
Rebfläche im Ertrag: 25,18 ha
Lesetage: 30 Tage (Ø 2003-17: 23,5)
Lesestunden gesamt: 6164 Stunden (Ø 2003-17: 5280)
Lesestunden pro ha: 245 h/ha (Ø 2003-17: 218)
Erntemenge gesamt: 120.000 l
Erntemenge pro ha: 47,5 hl/ha (Ø 2003-17: 52,8)
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Das Jahr 2018 wird uns allen wohl noch ganz lange in Erinnerung bleiben. Nicht so sehr wegen Dieselskandal, verpatzter Fußball-WM oder sehr erfolgreicher Winterolympiade, sondern weil uns die Wettersituation in diesem Jahr einen „Sommer ohne Ende“ bescherte, der selbst im November noch zu erleben war!
Nach einem zunächst sehr feuchten, ab Februar dann doch noch recht kalten Winter begann im April die lange Schönwetterperiode, so dass man ohne das gewohnte Frühjahr gleich in den Sommer gewechselt zu haben schien. Weil sich das sonnige, warme und trockene Wetter bis in den November fortsetzte, fühlte man sich in ganz Deutschland deshalb wie in einem endlosen Urlaub in südlichen Gefilden. Doch welche Auswirkungen hatte dieser Bilderbuch-Sommer auf unsere Reben und auf den Wein?
Eine logische Folge war der frühe Erntebeginn schon im August! Um bei allerbesten Wetterbedingungen und idealem Traubenzustand die gesamte Ernte einzubringen, benötigten wir 28 Lesetage, die sich aber über insgesamt 6 Kalenderwochen verteilten! Auch dies ist typisch für warme trockene Jahre, weil dann die Rebsorten sehr unterschiedlich mit diesen Bedingungen zurechtkommen. Die Burgunderrebsorten, Sauvignon Blanc, Gewürztraminer, Silvaner und in diesem Jahr auch Muskateller wurden deutlich schneller und früher reif als Riesling.
Die Weine des Jahrgangs 2018 sind die ideale Ergänzung zu denen aus den beiden Vorjahren. Alle haben einen ganz eigenen und recht unterschiedlichen Jahrgangs-Charakter. Die Weine aus 2018 verfügen durch ihre reife, klare Frucht und ihre sehr ausgewogene Säurestruktur über eine außergewöhnliche Rebsortentypizität und zeigen sich schon früh offen, balanciert, harmonisch und trinkfertig – ähnlich den Weinen aus 2007, 2012 oder 2015.
Durch unsere Ertragsreduzierung während der Vegetation und die aufwendige, ganz selektive Handlese konnten wir auch in diesem wärmeren Jahr Weine in den Keller bringen, die über das Rebholz-typische enorme Entwicklungs- und Reifepotenzial verfügen. Besonders erwähnen möchten wir auch noch, dass uns mit dem Jahrgang 2018 neben den für uns klassisch trockenen Weinen, auch sehr hochwertige edelsüße Qualitäten, u.a. vom Muskateller, gelungen sind. Nach zwei Jahrgängen mit sehr kleinen Erträgen durften wir endlich wieder eine mengenmäßig ausgesprochen gute Ernte einbringen.
Weinlese 2018:
Lesebeginn: 28.08.2018
Leseende: 08.10.2018
Rebfläche im Ertrag: 23,27 ha
Lesetage: 28 Tage (Ø 2003-17: 23)
Lesestunden gesamt: 5446 Stunden (Ø 2003-17: 4100)
Lesestunden pro ha: 234 h/ha (Ø 2003-17: 218)
Erntemenge gesamt: 170.000 l
Erntemenge pro ha: 73 hl/ha (Ø 2003-17: 53)
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Im Frühjahr begann die Rebenvegetation so früh, dass danach in den meisten Weinregionen Frühjahrsfröste zu großen Ertragsverlusten führten – auch bei uns. Über das ganze Jahr hinweg blieb aufgrund des sehr warmen und recht trockenen Wetters der Wachstumsvorsprung erhalten.
Deshalb konnten wir die Weinlese am Ende auch exakt 4 Wochen früher als im Vorjahr erfolgreich abschließen. Bei der Lese selbst war wieder viel Geduld und Risiko gefragt. Denn der Gesundheitszustand der Trauben war zwar ganz hervorragend, aber nach den Frühjahrsfrösten gab es eine sehr unterschiedliche Traubenreife in den verschiedenen Weinbergen und Rebsorten. Nach einem frühen Lesestart in manchen Weinbergen mit großen Ertragsverlusten, war in den anderen Weinbergen die Ernte erst deutlich später möglich. Dies prägt auch im Wesentlichen den Charakter des 2017er Jahrgangs: klare, reife, sehr typische Rebsortenaromen mit einer sehr feinen, stets reifen, mineralischen Säure. Dadurch – und weil die Weine aufgrund der früheren Lese länger im Fass reifen konnten, zeigen sich die jungen Weine schon recht zugänglich, haben aber durch ihre feine Säurestruktur auch genügend Potenzial für eine längere Lagerung.
Uns erinnert der Jahrgang etwas an 2012 und 2015, wo wir auch eine gelungene Balance von „kühlen und warmen“ Charaktereigenschaften finden.
Klima 2017:
Durchschnittstemperatur: 11°C (Ø 2008-14: 11°C)
Niederschlag: 677,6 mm (Ø 2008-14: 683,1 mm)
Sonnenscheinstunden: 2267 (Ø 2008-14: 2133)
“Vegetationstage†(T Ø >= 5 °C): 275 (Ø 2008-14: 276)
Weinlese 2017:
Lesebeginn: 4.9.2017
Leseende: 4.10.2017
Rebfläche im Ertrag: 22,96 ha
Lesetage: 22 Tage (Ø 2003-17: 22)
Lesestunden gesamt: 4023 Stunden (Ø 2003-17: 5090)
Lesestunden pro ha: 175 h/ha (Ø 2003-17: 222h/ha)
Erntemenge gesamt: 84.710 l
Ertrag pro ha: 36,9 hl/ha (Ø 2003-17: 52,3)
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Der Vegetationsverlauf 2016 war sicherlich einer der ungewöhnlichsten in den letzten Jahren. Durch ungewöhnlich milde Temperaturen blühten bereits zum Jahreswechsel die Mandeln! Ein „richtiger“ Winter mit großer Kälte und viel Schnee gab es auch danach nicht mehr. Trotzdem kam die Natur in diesem Jahr nicht so recht in Gang. Viele Pflanzen mussten erst ein zweites Mal austreiben, weil ihr allzu früher Start in die Vegetation durch Erfrieren der ersten Sprossen bestraft wurde.
Die Reben sind als „Winter-Langschläfer“ meist nicht so sehr von Spätfrostschäden betroffen. Doch in diesem Jahr führte in der letzten Aprilwoche Strahlungskälte in Weinbergen, die sonst als frostsicher gelten, zu Schäden am ersten Grün von Spätburgunder, Chardonnay und Muskateller.
Der Wonnemonat Mai begann noch recht normal, bescherte dann jedoch Ende des Monats den Weinbergen eine Primärinfektion des Falschen Mehltaus (Peronospora), wie man es seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Mit ausschließlich biologischem Pflanzenschutz gegen diese Pilzinfektionen an Blättern und Trauben anzukämpfen, ist eine ganz große Herausforderung. Weil jedoch die Wetterlage mit nur ganz wenigen regenfreien Tagen im Juni uns diese ganz schwierige Aufgabe noch verkomplizierte, müssen wir in diesem Jahr mit erheblichen Ertragsausfällen leben, die bei manchen Rebsorten über die Hälfte ausmachen werden.
Auf die Qualität der Weine hat dieser Aspekt jedoch überhaupt keine Auswirkung, weil hierfür nur der Zustand und die Qualität der Trauben ausschlaggebend sind! Weil sich ab Ende Juli dann die Witterungsbedingungen grundlegend änderten, und von da an sehr trockenes, warmes Wetter den Vegetationsverlauf bestimmte, dürfen wir in diesem Jahr „Trauben wie aus dem Bilderbuch“ ernten.
Auch die Lese ist eine der ungewöhnlichsten, die ich jemals erlebt habe. Nicht weil sie vom Traubenzustand oder dem Witterungsverlauf außergewöhnlich gewesen wäre, das war alles normal, aber es war so viel Geduld gefragt, wie selten: am Ende standen 19 Lesetagen insgesamt 21 Tage an denen nicht gelesen und abgewartet wurde, gegenüber! Es war oft anstrengender und schwieriger die Lesehelfer mit anderen Arbeiten zu beschäftigen oder immer weiter zu vertrösten, als die Entscheidung zu treffen, was als nächstes zu ernten wäre.
Die Pausen und die Geduld waren nötig, da nur bei manchen Rebsorten schon zu Beginn der Ernte die Trauben die perfekte Qualität erreicht hatten. Da dies aber nur die durch Frost und Peronospora stark Ertrag reduzierten Sorten Spätburgunder, Muskateller, Sauvignon Blanc, Chardonnay und Grauer Burgunder waren, und da der Gesundheitszustand der Trauben , wie eingangs beschrieben ideal war, ging dort die Lese unglaublich schnell vonstatten.
Auch für die zweite Hälfte der Lese war diese Mischung aus ernten und abwarten ganz typisch. Da sich dies bis in den November fortsetzte, gab es kurzfristig sogar ein Problem mit den Lesehelfern, da wegen des Feiertags „Allerheiligen“ am 1. November unsere polnischen Erntehelfer alle vorher nach Hause gefahren waren. Da die Lese jedoch bei den meisten Pfälzer Betrieben bereits beendet war, konnte dies jedoch schnell durch erfahrene rumänische und elsässische Erntehelfer gelöst werden. Deshalb wurde die Ernte auch an den letzten vier Tagen mit tatkräftiger Hilfe des elsässischen Leseteams vom befreundeten Weingut Friedrich Becker aus Schweige abgeschlossen.
Im zweiten Teil der Ernte ging es aber auch darum die richtige Reife und den entsprechenden Zuckergehalt bei den zu erntenden Trauben zu erreichen. Ging dies bei den doch recht ertagsreduzierten Rebsorten der ersten Erntewochen noch recht einfach, so war es aufgrund des allgemein recht kühlen 2016er Vegetationsverlauf bei normalem Ertrag nur mit viel Geduld und Risiko möglich. Da es bis zum Ende nicht den oft in dieser Jahreszeit üblichen Nordost-Wind gab, der wie ein Föhn die Trauben Regenfeuchtigkeit oder Tau abtrocknet, mussten wir oft einen Tag länger warten bis wieder weiter gearbeitet werden konnte. Ständig wurden die Traubenproben aus den verbliebenen Weinbergen geholt, um das aktuelle Mostgewicht und die Säure festzustellen.
Am 4. November konnten dann endlich die letzten Trauben des Jahrgangs eingebracht werden.
Fazit:
Hätte Ende Juli ein Winzer vorausgesagt, dass am Ende ein solcher Jahrgang in den Kellern liegen würde, hätten ihn die meisten als totalen Optimisten oder als verrückt erklärt. Denn alles was bis dahin negativ war– und es kann nicht viel mehr schief laufen, wendete sich auf einmal zum Guten! Durch den grandiosen Spätsommer mit viel Sonnenschein wurde der Vegetationsrückstand wieder aufgeholt. Der Gesundheitszustand der Trauben war perfekt und am Ende wurde überall –wenn auch manchmal nur mit viel Geduld und Risiko – die angestrebten Qualitäten erzeugt.
Der Jahrgang 2016 wird wohl sehr feine, elegante, – ganz jahrgangstypische- etwas leichtere Weine mit einer präsenten, aber stets eingebundenen, mineralischen Säure hervorbringen.
Auch die Ertragseinbußen stellten sich am Ende als nicht ganz so drastisch, wie zunächst befürchtet heraus. So konnten wir doch noch etwa 80% der sonst üblichen Erntemenge einbringen.
Siebeldingen, im Januar 2017
Auch wenn zu Jahresbeginn noch ausgiebige Regenfälle die Wasserreserven im Boden auffüllten, blieb der restliche Witterungsverlauf durch die außergewöhnliche Trockenheit geprägt. Sogar die kurze Regenperiode, die uns zu Beginn der Weinlese heimsuchte, konnte nicht mehr ändern, dass in 2015 nur etwa 60% des durchschnittlichen Niederschlags fielen! Auch die Temperaturkurve und die Anzahl der Sonnenscheinstunden lagen 2015 von Anfang an deutlich über dem Durchschnitt der Jahre.
Welche Auswirkungen hatte dieses warme 2015er Klima auf die Vegetation der Reben sowie die Qualität und den Charakter des Weinjahrgangs?
Durch die günstigen Bedingungen in Winter und Frühjahr erwachten selbst die gewöhnlich lange winterschlafenden Reben deutlich zeitiger und zeigten ihr erstes Grün bereits in der ersten Aprilhälfte. Vor Frösten bewahrt, begann auch die Blüte an unseren Reben mehr als zwei Wochen früher als üblich. Zu diesem Zeitpunkt litten jedoch die jüngeren Reben oft schon unter der außergewöhnlichen Trockenheit, weil sie sich mit ihrem noch schwächer ausgebildeten Wurzelsystem nicht so gut mit Wasser aus tieferen Bodenschichten versorgen konnten. Aus diesem Grund begannen wir alsbald die jüngeren Rebstöcke zu gießen, weil der Wassermangel sonst an manchen Standorten zu einer Überlebensfrage der jungen Weinreben geworden wäre. Die älteren Rebstöcke hielten mit dem in 2015 schwächer wüchsigen Blattwerk die Verdunstung in Grenzen und zu jeder Zeit trotz andauernder Trockenheit erstaunlich gut durch. Die nächtliche Abkühlung sorgte dabei nicht nur bei Mensch und Tier für etwas Erholung, sondern war auch für die Pflanzenwelt in diesem Jahr sehr hilfreich.
Als wir am Montag nach unserem Hoffest am 14. September mit der Traubenernte begannen, wurden wir nachmittags von einem starken Gewitter mit etwas Hagel - im wahrsten Sinne des Wortes - kalt erwischt. Dass wir letztlich, trotz weiterer heftiger Regenfälle in der ersten Lesewoche, alle Trauben doch noch ohne größere Schäden und Verluste in optimalem Zustand und hervorragender Qualität einbringen konnten, lag an einer stabilen, sehr günstigen Wetterlage für den Rest der Ernte: bei kühleren Temperaturen blies viel Wind die Feuchtigkeit ganz schnell wieder weg.
Nach genau einem Monat war die Lese, in der wir teilweise mit über vierzig Helfern zugange waren, am 14. Oktober beendet – zu einem Zeitpunkt, an dem in früheren Jahren oft erst richtig begonnen wurde.
Die Lese ist abgeschlossen!
Am 15. Oktober konnten wir nach genau vier Wochen die Ernte des Weinjahrgangs 2014 abschließen. Mehr über den Verlauf der Weinlese erfahren Sie im Herbsttagebuch.
Der Jahrgang 2014 erscheint uns qualitativ in der Südpfalz sehr viel versprechend! Die Reifebedingungen haben sich während der Lese sehr stark verändert, deshalb wird es keinen einheitlichen 2014er Jahrgangstyp geben. Zu Beginn der Lese, als viele Kollegen aus Angst vor der Kirschessigfliege und den fast traumatischen Erinnerungen an das schwierige Vorjahr recht zügig mit der Lese begannen, entstand ein eher „kühler“ Weintyp mit geringerem natürlichem Alkoholgehalt und einer so hohen Säure, dass diese sicherlich mancherorts önologisch korrigiert wurde. Mit dem trockenen und recht warmen Wetter änderten sich jedoch die Bedingungen hin zum „warm gewachsenen“ Weincharakter. Deshalb dürften die „frühen“ Weine sich eher wie kleine 2008er entwickeln, während die späteren mehr 2007,2009, 2011 und 2012 entsprechen könnten.
Wir konnten in allen Weinbergen Trauben in solcher Qualität ernten, dass beim kommenden Jahrgang 2014 bei uns sehr viel erwartet werden darf!
Der Witterungs- und Vegetationsverlauf und die Lesedaten 2014 erklären vieles, was den späteren Jahrgangscharakter, sowie die Stärken und Schwächen ausmachen wird.
Witterungsverlauf: Das Jahr begann mit einem sehr milden und trockenen Winter. Auch der Frühling war überdurchschnittlich warm und sonnig. Nach den 1300 Sonnenscheinstunden der ersten Jahreshälfte, haben wir Mitte Oktober mit über 2050 Sonnenscheinstunden schon die durchschnittliche Jahressumme erreicht! Bis auf den Juli war jeder Monat wärmer als das langjährige Mittel.
Im Juli kam der lang ersehnte Regen, der mit seinen über 150l/m2 (was etwa einem Fünftel unserer durchschnittlichen Jahresniederschlagsmenge entspricht), die Wasserreserven im Boden wieder richtig auffüllte. Im August und September folgte eine wechselhafte Witterung, die aber im Vergleich zu den meisten anderen Weinregionen bei uns deutlich geringere Niederschlagsmengen brachte.
Der außergewöhnlich warme „Goldene Oktober“ begann schon in der letzten Septemberwoche und sorgte während der gesamten Weinlese mit Wind und der immer noch kräftigen Sonne stets Schnell dafür, dass die morgendliche Feuchtigkeit oder ein kurzer Regenguss immer wieder ganz schnell abgetrocknet wurden. Es gab nie Nebel, der mit seiner feinen Tröpfchenbildung die meiste Feuchtigkeit an die Trauben bringt.
Vegetationsverlauf: Aufgrund der idealen Wetterbedingungen begann die Vegetation der Reben verfrüht schon in der ersten Aprilhälfte, und damit auch die Angst vor Frostschäden bis zu den Eisheiligen Mitte Mai. Unsere Reben blieben davon verschont. Anfang Juni blühten die Reben deutlich früher als im Durchschnitt der Jahre. Der Vegetationsvorsprung der Reben von bis zu drei Wochen wurde erst durch die Wasserknappheit im Boden zur Jahresmitte verlangsamt. Das für den Jahresurlaub im Juli ungünstige wechselhafte, recht feuchte Wetter war für unsere Weinberge jedoch ideal. Die ganze Vegetation erholte sich wieder und ergrünte erneut, weil nun aufgrund der Feuchtigkeit die Nährstoffe im Boden wieder pflanzenverfügbar waren. Durch die kühleren Temperaturen im August verlangsamte sich nicht nur die Reifeentwicklung der Trauben, sondern es konnten auch feine Aromen gebildet, die Säure bewahrt und wichtige Inhaltsstoffe eingelagert werden. Alles in Allem also sehr gute Bedingungen für den Jahrgang 2014, wenn, ja wenn, sich unter den milden Witterungsbedingungen nicht auch eine bisher nicht gekannte neuartige Bedrohung ideal entwickelt hätte:
Die Kirschessigfliege: Das aus Asien stammende und erst vor wenigen Jahren nach Europa verschleppte Insekt stellte viele Rotweinwinzer vor existenzielle Probleme. Vor allem die Trauben von früh reifenden Rotweinsorten wurden von diesem in unseren Breitengraden bisher unbekannten Schädling befallen. Unsere Spätburgunder waren weniger betroffen als befürchtet. Die wenigen befallenen Beeren konnten bei der sehr aufwändigen Handlese ebenso entfernt werden. Ein gewisses Problem könnte dieser neue Schädling jedoch in Zukunft für den Gewürztraminer werden, da dieser von all unseren Rebsorten die „Drosophila suzukii“ am meisten anzieht.
Die Lese 2014: Die allgemeine Lese begann durch die Gefahr dieses neuen Schädlings und der Angst vor Fäulnis Anfang September recht früh. Mit der modernen Technik von Vollerntemaschinen kann sehr schlagkräftig, recht kostengünstig und ohne den Aufwand der Unterbringung, Verköstigung und Organisation einer großen Lesemannschaft geerntet werden. Deshalb werden in der Pfalz inzwischen über 90% der Reben maschinell geerntet. Wird zu einem frühen Zeitpunkt oder bei gut vorselektioniertem Lesegut diese Technik eingesetzt, so ist sie nicht nachteilig. Für viele Winzer war deshalb auch spätestens Anfang Oktober die Lese bereits beendet.
Weine in höherer Qualität waren in diesem Jahr nur mit viel Vorarbeit im Weinberg während der Vegetation und auf weniger wüchsigen Böden möglich. Unsere seit über 25 Jahren ohne mineralischen Stickstoffdünger auskommende Weinbergsbewirtschaftung und unsere artenreiche Begrünungen sorgten im regenreichen August bei den Reben für so viel Wasser- und Nährstoffkonkurrenz, dass deutlich weniger Fäulnispotenzial an den Trauben festzustellen war als meist andernorts. Auch das sehr aufwendige Traubenhalbieren bei den Burgundersorten, Muskateller und Gewürztraminer im Juli hat sich in diesem Jahr voll gelohnt, weil dadurch die durch Feuchtigkeit prall gefüllten Beeren deutlich mehr Platz an den Trauben hatten und sich nicht gegenseitig abdrückten.
Wir begannen am 18. September die Weinernte mit der Lese von Spätburgunder für Sektgrundwein. Danach wurden 12 Tage lang nur „vorgelesen“. Dies war eine ganz wieder die entscheidende Voraussetzung für das Hängenlassen der Trauben und „Warten“ auf die perfekte (Physiologische) Reife. In diesem Jahr waren die Burgundersorten robuster und widerstandsfähiger als der Riesling, der aufgrund des diesjährigen Vegetationsverlaufes schon recht früh weiche Beeren hatte. Wer nicht mit einer Vorlese bei gutem Kabinett-Mostgewicht alles Negative entfernt hatte, konnte bei der späteren Lese nicht mehr zwischen guter „Edelfäule“ und schlechter „Sauerfäule“ unterscheiden. Außerdem war das Infektionspotenzial nicht vorgelesene Weinberge bei der warmen und feuchten Witterung viel größer. Das Vorlesen kann nur in Handarbeit erledigt werden und ist mit etwa 200 Lesestunden pro ha sehr zeitaufwendig. In 2014 zahlte es sich für den Riesling bei den hohen Qualitäten voll aus. Über 2200 Lesestunden wurden bei Riesling, Gewürztraminer, aber auch Muskateller und Sauvignon Blanc für diese Vorarbeit schon aufgewendet bevor es mit der Lese richtig losging.
Ungewöhnlich lange benötigten wir in diesem Jahr auch für die Lese des Spätburgunders, da es neben allen faulen und infizierten Beeren, auch viele unreife, stiellahme und überreife Beeren auszusortieren galt. Alle weißen Burgundersorten waren aber in einem so hervorragenden Gesundheitszustand, dass sie „auf den Punkt“ ganz schnell und ohne Probleme gelesen werden konnten.
Durch die fast tropische Witterung im zweiten Teil der Weinernte waren die voll reifen Rieslingtrauben zwar recht empfindlich, wir brachten aber mit unserer bis zu 40 Lesehelfern großen Mannschaft die Trauben aus den Spitzenlagen perfekt und ohne Fäulnis sicher in den Keller.
Die von uns eingebrachten Qualitäten haben aber auch ihren Preis, einen Ertrag von 48hl/ha im Gesamtbetriebsdurchschnitt.
Trotz dramatisch kleiner Vorjahresernte hatten wir auch in diesem Jahr unsere Reben -wie immer- nur auf Qualität ausgerichtet kurz geschnitten und bei allen die Qualität fördernden - und damit Ertrag reduzierenden- Maßnahmen in der ganzen Saison keinerlei Kompromisse gemacht. Dies war die Voraussetzung um in einem „Jahrgang für Könner“ großartige Weine mit sehr viel Entwicklungspotenzial erzeugen zu können. Wir freuen uns jetzt schon auf sie!
Die Lese 2014 in Zahlen:
Lese: 18. September bis 16. Oktober. An den 28 Kalendertagen wurde an 26 Tagen geerntet.
Rebfläche im Ertrag: 21,5 ha
Lesestunden: 5800, das entspricht etwa 270h/ha
Gesamterntemenge ca. 100.000 Liter